Der klirrenden Kälte und dem starken Wind trotzten mehr als 30 Interessierte, darunter Bürgermeister Lutz Brockmann und Landrat Peter Bohlmann, auf der Verdener Stadiontribüne: Ich hatte mit Olaf Lies, dem niedersächsischen Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, als prominentem Gast zur Diskussion „Energiewende gemeinsam und bezahlbar machen“ eingeladen. Aus Corona-Schutz-Gründen fand die Veranstaltung draußen statt. Nach einer Auftaktrede des Ministers standen die Fragen und Anregungen der Anwesenden im Mittelpunkt des von Dörte Liebetruth moderierten Abends.
Minister Olaf Lies machte eingangs deutlich, wie aktuell das Thema angesichts des Klimawandels und des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ist: „Wir haben uns zu lange ausgeruht“, so Lies. „Die erneuerbaren Energien machen uns unabhängig, sie sind bezahlbar und zuverlässig. Das Windrad sichert uns Frieden und Freiheit.“ Der Umweltminister erklärte, dass Flüssiggas-Terminals in Stade, Wilhelmshaven und Brunsbüttel kurzfristig für Erdgas aber mittel- und langfristig für grünen Wasserstoff gebraucht werden. Energieimporte seien weiter nötig, sollen aber so bald wie möglich auf klimaneutrale Energieimporte umgestellt werde: „Damit wir bis 2040 die gesamte Energie aus erneuerbaren Quellen nutzen können, müssen auch beim Vollausbau der erneuerbaren Energien etwa 30 Prozent der Gesamtenergie importiert werden. Das muss dann grüne Energie sein! Klimaschutz ist eine Chance und Klimaschutz, weil es Arbeitsplätze sichert und neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze schafft“ machte Olaf Lies deutlich.
Der Minister wies daraufhin, dass ich im Haushaltsausschuss für sein Ressort zuständig sei und lobte meine Durchsetzungsstärke und Ausdauer. Als Beispiele nannte er die mehrjährige Messkampagne des Landes rund um Erdgasförderstätten und den Verzicht auf Neubohrungen in Wasserschutzgebieten.
In den zahlreichen Fragen der Anwesenden ging es u.a. um die Entschädigung für die Einspeisung des Stroms aus privaten Photovoltaikanlagen (PV). Olaf Lies sprach sich für eine bessere Vergütung des Stroms aus kleinen dezentralen PV-Anlagen aus. Ob und wie das mögliche künftige Gewerbegebiet Achim-West für eine auf Windenergie in unmittelbarer Nähe und auf grünem Wasserstoff basierende Tankstelle für E-Fahrzeuge zu nutzen ist, wurde ebenso diskutiert wie Fragen der Planungsbeschleunigung oder des Klimaschutzes im Bausektor. Auf eine Frage zur Erdgasförderung in der Region berichtete Dörte Liebetruth, das niedersächsische Wirtschaftsministerium habe ihr auf ihre Nachfrage hin kürzlich mitgeteilt, dass keine Fracking-Vorhaben aus konventionellen Lagerstätten beantragt seien. Fracking aus den andernorts vorherrschenden unkonventionellen Lagerstätten sei ohnehin weitestgehend unzulässig. Olaf Lies betonte: „Wir müssen es schaffen und die Kraft aufbringen zu sagen: Wir wollen unabhängig sein von fossiler Energie. Wir wollen den Ausbau erneuerbarer Energien auf dem Dach, auf dem Meer und auf der Fläche konsequent voranbringen. Wir akzeptieren, dass dafür ein Netzausbau notwendig ist und am Ende akzeptieren wir auch, dass sich die Welt um uns herum verändern wird.“