Sanierung steht in den Sternen

Bericht über meinen Ortstermin am Radweg Cluvenhagen-Etelsen mit Johann Krüger und dem Landwedeler Bürgermeister Andreas Brandt, erschienen in den Verdener-Nachrichten am 19.01.2018; Autor: Marius Merle


„Der Zustand ist eine Katastrophe“, schimpft Johann Krüger über den Radweg zwischen Etelsen und Daverden entlang der Landesstraße 158. Und der erboste Bürger, der den Weg häufig selbst befahre und angesichts der vielen Löcher und Risse im Asphalt dabei um seine Gesundheit fürchtet, steht mit seiner Einschätzung keineswegs alleine da.

Die CDU-Fraktion im Langwedeler Gemeinderat hat erst kürzlich einen Antrag darauf gestellt, dass sich die Verwaltung unverzüglich mit den verantwortlichen Behörden des Landes Niedersachsen in Verbindung setzen soll, um eine Sanierung in Gang zu treten (wir berichteten). Auch im Lager der Sozialdemokraten würde man eine Sanierung lieber heute als morgen sehen, wie die SPD-Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth und Bürgermeister Andreas Brandt (SPD) bei einem Vor-Ort-Termin am Freitag betont haben. Und auch die zuständige Landesbehörde weiß um den schlechten Zustand des Radweges und sieht Handlungsbedarf. Nur: Ob und wann sich etwas daran ändert, steht trotz der von niemanden angezweifelten Notwendigkeit derzeit in den Sternen.

Wie so oft geht es um das liebe Geld. „Das ist ein grundsätzliches Problem“, beklagt Brandt, der nochmals betonte, dass die Gemeinde dabei überhaupt nichts machen könne. „Es ist klar geregelt, wer was bezahlen muss.“ Und in diesem Falle ist das Land für die Instandsetzung des Radweges verantwortlich, der besonders auf dem rund einem Kilometer zwischen Etelsen und Cluvenhagen in einem insgesamt desolaten Zustand ist.

 Doch dem Regionalen Geschäftsbereich Verden der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr stehen für den Erhalt der Radwege an Landesstraßen jährlich nur zwischen 300 000 und 400 000 Euro zur Verfügung. Die Sanierung von einem Kilometer Radweg kostet laut der Behörde etwa 60 000 bis 80 000 Euro – oder mehr, wenn nicht zeitgleich auch die benachbarte Straße erneuert wird. Lediglich etwa vier bis fünf Kilometer Radweg können somit pro Jahr saniert werden – bei insgesamt 550 Kilometern im gesamten Geschäftsbereich, zu dem auch der Heidekreis und Celle sowie Teile der Landkreise Osterholz, Rotenburg und Lüneburg gehören.

„Weniger als ein Prozent der Wege kann also jährlich saniert werden“, fasst es Liebetruth zusammen. Oder anders gesagt: Bis ein Radweg an der Reihe ist, dauert es im Schnitt rechnerisch mehr als hundert Jahre. Kein Wunder also, dass die Liste der dringend zu sanierenden Wege alleine im Landkreis Verden lang ist. So zählt die Landesbehörde unter anderem die Radwege zwischen Thedinghausen und Morsum, Verden-Hönisch und Blender, Bassen und Ottersberg/Bahnhof oder Riede und der Kreisgrenze auf, die in einem ähnlich schlechtem Zustand seien, wie der zwischen Etelsen und Daverden.

Eine Prioritätenliste gebe es derweil nicht. Also welche Wege dieses Jahr drankommen, wird sich erst noch zeigen. Die Straßenbaubehörde würde aber wöchentlich die Straßen und auch Radwege kontrollieren und habe daher ein genaues Bild über die Zustände, um eine Entscheidung zu treffen. Doch neben dem knappen Budget sind laut Gisela Schütt von der Landesbehörde auch die fehlenden Planungskapazitäten ein Problem, da der Fokus derzeit auf Brücken und Autobahnen liege.

Für die Nutzer des Radweges an der L 158 dürften diese Aussagen wenig befriedigend sein. Schließlich gehen sie besonders bei einer Fahrt im Dunkeln stets ein erhöhtes Unfallrisiko ein, wie Krüger nochmals betont. An manchen Stellen wurde zwar bereits notdürftige Flickschusterei betrieben, doch insgesamt ist aufgrund der Löcher und Risse an Begegnungsverkehr größtenteils gar nicht zu denken.

Brandt und Liebetruth kündigen an, auf jeden Fall noch einmal Kontakt mit der Landesbehörde aufzunehmen. „Das ist ein vorrangiges Thema“, sagt das Gemeindeoberhaupt. Und die Landtagsabgeordnete macht ein bisschen Hoffnung: Denn im neuen Koalitionsvertrag sei festgehalten, dass für „den Erhalt, die Sanierung und die Verbesserung der regionalen Fahrradinfrastruktur zusätzliche Mittel bereitgestellt werden“. Allerdings erst ab dem Haushalt 2019.


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Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der WESER-KURIER Mediengruppe