Viel erreicht, viel zu tun

In vielen Gesprächen haben sich Eltern, Erzieherinnen und Erzieher im Landkreis Verden mir gegenüber seit Jahren für mehr Personal in Kinderkrippen stark gemacht. Bisher hängt es von der Finanzkraft einer Kommune ab, ob zwei oder drei Fachkräfte dort eine Krippengruppe von 15 Kleinkindern betreuen. Doch nicht mehr lange:

Vor wenigen Tagen hat die rot-grüne Landesregierung den stufenweisen Einstieg in die flächendeckende Finanzierung der „dritten Kraft“ in niedersächsischen Kinderkrippen beschlossen. Mit ihren aktuellen Haushaltsplanungen schlägt die Landesregierung dem Landtag vor, für diesen Zweck im Jahr 2015 rund 39 Millionen Euro zu investieren. Dieser Betrag soll sich über 50 Millionen Euro in 2016 und 65 Millionen Euro in 2017 bis auf etwa 142 Millionen Euro im Jahr 2021 steigern. Niedersachsen nutzt damit eine Entlastung, die sich durch den Plan der Bundesregierung ergibt, Studierenden die Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) künftig vollständig aus Mitteln des Bundes zu bezahlen.

Das ist eine gute Entscheidung. Aus pädagogischer Sicht, weil sich mehr Fachkräfte natürlich intensiver um die Kleinsten kümmern können. Erzieherinnen aus einer Luttumer Kindertagesstätte haben es während meiner "Tour der Ideen" vor zwei Jahren einmal mit den Worten auf den Punkt gebracht: "Kinder unter drei Jahren benötigen für ihre Handlungen die enge Begleitung einer erwachsenen Person, Schutz und Geborgenheit. Eine Erzieherin muss vertrauensvolle Beziehungen aufbauen, emotionale Sicherheit und Verlässlichkeit im Tagesablauf geben. Individuell müssen Impulse gegeben werden, um frühkindliche Entwicklungsprozesse möglich zu machen – dieses ist nicht möglich, wenn Erzieherinnen mehr als 5 Kinder betreuen."

Aber auch aus wirtschaftspolitischer Sicht ist die Entscheidung des rot-grünen Landeskabinetts für mehr Personal in Kinderkrippen richtig und wichtig: Sie trägt in Zeiten, in denen in vielen Branchen Fachkräfte händeringend gesucht werden, dazu bei, dass beide Elternteile guten Gewissens arbeiten gehen können – unabhängig davon, ob sie in einer finanzstarken oder -schwachen Kommune leben. Und gleichzeitig wird in die Qualität der frühkindlichen Bildung der nächsten Generation investiert, während die Arbeitsbedingungen von Erzieherinnen und Erzieher verbessert werden.

Einen Stufenplan zur "dritten Kraft", wie er jetzt kommen soll, hatte Ende 2012 die Kreisverdener SPD in der Diskussion um das SPD-Regierungsprogramm zur Landtagswahl eingebracht. Wenn der Niedersächsische Landtag im Herbst in diesem Punkt den Haushaltsplanungen der Regierung von Stephan Weil folgt, dann ist viel erreicht. Das erkennt auch die Steuerungsgruppe der erfolgreichen Kita-Volksinitiative an.

Gleichzeitig bleibt viel zu tun: Der Dialog zum künftigen Kindertagesstätten-Gesetz (KitaG) hat gerade erst begonnen. Dass es unter Fachkräften und Eltern viele Ideen gibt, wie das Gesetz modernisiert werden sollte, hat ein erstes Dialogforum mit dem Landtagsabgeordneten und ehemaligen Kindertagesstättenleiter Uwe Santjer am 20. Mai in Verden gezeigt. Die Ergebnisse fließen in den Entwurf des Kita-Gesetzes ein. Wenn voraussichtlich im Spätherbst der erste Gesetzesentwurf vorliegt, wird Uwe Santjer, der auch Mitglied des zuständigen Kultusausschusses des Landtages ist, ihn vorstellen und weitere Anregungen dazu entgegennehmen  – Interessierte sind wieder herzlich willkommen. Aber jetzt wünsche ich Ihnen erst einmal schöne und erholsame Sommerferien!

(Veröffentlicht am 31.7.2014 in der Verdener Aller-Zeitung)