Entgegen Ihrer Vermutungen ist es allerdings so, dass die von mir angesprochenen Themen im Rahmen der Tour immer wieder eine große Rolle spielten. Sie wünschen konkrete Beispiele?
– Das Bedürfnis nach mehr Krippenplätzen und langen Betreuungszeiten ist bei jungen Eltern sehr präsent, weil viele Beruf und Familie vereinbaren wollen bzw. aus finanziellen Gründen vereinbaren müssen. Dementsprechend oft wurde dieser Wunsch vor allem von Frauen an mich herangetragen, nicht nur von Erzieherinnen erst beim Glühweinstand vor dem Supermarkt in Achim-Baden sondern schon bei Sommerfesten in Langwedel und Kirchlinteln. Menschen, die sich in Verden und Achim für die bessere Integration von Kindern mit Migrationshintergrund engagieren, sind besorgt: Sie machten mir auf meiner ‚Tour der Ideen‘ deutlich, dass sie das Betreuungsgeld für einen Fehlanreiz halten, der die Zukunftschancen vieler Migrantenkindern schmälern und die Integration erschweren würde.
– Aus meinem roten Rucksack ins SPD-Regierungsprogramm eingebracht habe ich die Forderung von Erzieherinnen und Eltern aus dem Landkreis Verden, dass künftig drei statt zwei Erzieher/innen für Krippengruppen von 15 Kleinkindern vom Land bezuschusst werden. Das ist wichtig, damit gute frühkindliche Betreuung und Bildung nicht vom Wohnort abhängt.
– Die Forderung nach einem flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn habe ich zum Beispiel nicht nur vom Frauenrat der Gewerkschaft ver.di oder den DGB-Senioren mit auf den Weg bekommen. Auch ein Verdener Taxifahrer, der vom Mindestlohn 8,50 Euro profitieren würde, gab sie mir mit auf den Weg – ebenso ein Gastwirt aus der Gemeinde Kirchlinteln, dem 8,50 Euro noch zu wenig erscheint.
Meine Gespräche haben gezeigt, dass diese Themen den Menschen im Landkreis Verden "unter den Nägeln brennen" und die Politik hier gefordert ist. Deshalb habe ich sie für mein ‚Verdener Gespräch‘ ausgewählt. Natürlich habe ich auf meiner Tour auch viele andere Anregungen erhalten. Wegen der begrenzten Länge des ‚Verdener Gesprächs‘ konnte ich nicht alle darstellen. Dass diese Themen für viele Menschen von Bedeutung sind, zeigen auch bundesweite Meinungsumfragen vom November 2012 sprechen für die Bürgernähe dieser Anliegen: 76 Prozent der Deutschen würden das Betreuungsgeld lieber in den Ausbau der Kinderbetreuung investieren (Emnid-Umfrage von N24). Für die flächendeckende Einführung von Mindestlöhnen, also in allen Branchen sind 75 Prozent der Bundesbürger (Infratest dimap). Natürlich haben Sie Recht, dass sich die von mir im ‚Verdener Gespräch‘ genannten Punkte ähnlich auch im SPD-Regierungsprogramm zur Landtagswahl wieder finden. Dafür habe ich mich in den Beratungen dazu eingesetzt. Gerne kann ich Ihnen unsere erfolgreichen Änderungsanträge aus dem Kreis Verden zeigen. Ich finde es richtig, wenn ein Parteiprogramm Forderungen enthält, die die Menschen bewegen. Falsch werden die Forderungen nicht, weil sie im SPD-Programm stehen und wir sie anpacken wollen!
Der Leserbrief bezieht sich auf das Verdener Gespräch vom 27.12.2012, das Sie hier nachlesen können.