Angehende Erzieherinnen: „Wollen Anerkennung und keine Schmalspur-Ausbildung“

Verden. Immer neue Schreckensmeldungen vom Erziehermangel waren in den vergangenen Wochen zu lesen; CDU-Bundesarbeitsministerin von der Leyen forderte angesichts der Lage gar, ehemalige Schlecker-Mitarbeiterinnen in großer Zahl zu Erzieherinnen umzuschulen. Anlass genug für SPD-Landtagskandidatin Dörte Liebetruth mit denjenigen das Gespräch zu suchen, die all dies betrifft: angehende Erzieherinnen und Erzieher der Fachschule Sozialpädagogik der berufsbildenden Schulen Verden.

Dörte Liebetruth im Gespräch mit angehenden Erzieherinnen und Erziehern der Fachschule Sozialpädagogik der BBS Verden

Die Anregungen, die Dörte Liebetruth von den Fachschülerinnen und einem Fachschüler erhalten hat, will sie in den Dialog zum künftigen Regierungsprogramm der Niedersachsen-SPD einbringen.

Von der Leyens Vorschlag stieß bei den angehenden Erzieherinnen auf einhellige Ablehnung: "Es führt zur Abwertung unseres Berufs, wenn das, was wir in vier Jahren harter Arbeit lernen, bei anderen schon in Kurzform anerkannt wird." Die Fachschülerinnen machten darauf aufmerksam, das ihnen eine Ausbildungsvergütung fehle. Elternunabhängige Bundesausbildungsförderung (BAföG) könnten sie nur für zwei der vier Jahre schulischer Ausbildung bis zum Abschluss "Erzieher" in Anspruch zu nehmen. Die Folge: "Ich muss mit 25 Jahren noch immer bei meinen Eltern wohnen und neben der Vollzeitausbildung noch jobben, weil sonst das Geld nicht reicht," so eine Betroffene. Dörte Liebetruth ließ durchblicken, dass sie die Forderung der angehenden Erzieherinnen teilt: "Das elternunabhängige BAföG muss auf die gesamte Erzieherausbildung ausgedehnt werden." Wer von jungen Menschen erwarte, dass sie Verantwortung für andere übernehmen, müsse ihnen auch ein eigenständiges Leben ermöglichen, so Liebetruth. Über BAföG-Regeln könne das Land Niedersachsen nicht allein bestimmen. Liebetruth will sich dafür einsetzen, dass eine Stärkung des elternunabhängigen BAföG Eingang ins SPD-Regierungsprogramm in Land und Bund findet.

Dass Arbeitslose während einer verkürzten Erzieherausbildung womöglich Arbeitslosengeld beziehen könnten, empfinden die Fachschülerinnen als ungerecht. Sie wünschen sich und kommenden Schülergenerationen wenigstens eine geringe Bezahlung der vorgeschriebenen Berufspraktika, um Material- und Fahrtkosten abdecken zu können, ohne langwierige und manchmal als erniedrigend empfundene Antragsverfahren auf Zuschüsse durchmachen zu müssen. Aber am wichtigsten ist den angehenden Erzieherinnen, dass der Erzieherberuf endlich mehr Anerkennung findet: "Die Leute wissen gar nicht, was Erzieher heute alles leisten."

Die jungen Expertinnen in Sachen frühkindlicher Bildung machten der Landtagskandidatin gegenüber deutlich, dass sie in Kinderkrippen einen Personalschlüssel von mindestes einer Erzieherin auf fünf Kleinkinder für unverzichtbar halten. Im Landkreis Verden ist dieser Personalschlüssel schon die Regel, andernorts in Niedersachsen ist dies jedoch noch nicht der Fall. Dörte Liebetruth sagte zu, sich dafür einzusetzen, dass dieser Qualitätsstandard landesweit verbindlich werde. Auch den Hinweis, dass gute pädagogische Arbeit auch Freiräume brauche, nahm sie dankend entgegen.

Auf die Frage der angehenden Erzieherinnen, was Dörte Liebetruth mit ihren Anregungen nun mache, erläuterte die Landtagskandidatin: "Ich reiche die Ideen an das Redaktionsteam des SPD-Regierungsprogramms ein und kann später Änderungsanträge einbringen, bevor das Regierungsprogramm im November von einem SPD-Landesparteitag beschlossen wird."